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Arbeiten mit Strandzugang: Eine Workation in Cornwall

Slow Travel bedeutet für mich vor allem, seltener, dafür aber umso intensiver zu reisen. Das funktioniert natürlich am besten, wenn man ausreichend Zeit für den geplanten Trip hat. Einige Wochen oder gar Monate am Stück Urlaub zu machen, ist für mich, wie wohl für die meisten Berufstätigen, allerdings eher schwierig umzusetzen. Glücklicherweise erlaubt mir nicht nur meine Arbeit als freie Texterin und Redakteurin ortsunabhängig zu arbeiten, auch mein Freund kann seinem Job auch außerhalb des gewohnten Büroalltags nachgehen. Und weil der Wunsch, reisen und arbeiten miteinander zu verbinden, schon lange ganz oben auf meiner persönlichen Bucket List steht, haben wir uns Ende Februar auf den Weg nach Cornwall gemacht, um auszuprobieren, wie das Konzept Workation für uns funktioniert.

Workation – Was ist das eigentlich?

Zum Feierabend an den Strand, dem Winter entkommen und bei milden Temperaturen im Café Mails beantworten oder am Wochenende Städte und Natur erkunden. So oder so ähnlich kann eine Workation aussehen. Der Begriff ist eine Wortschöpfung aus den englischen Wörtern work und vacation und beschreibt so die Verbindung von Arbeit und Urlaub. Der Arbeitsplatz wird räumlich also an einen Ort verlagert, an dem wir uns gleichzeitig auch erholen können. Ort, Unterkunft, wie viel work und wie viel vacation in der Zeit stecken sowie alle weiteren Details bestimmt dabei jede:r ganz flexibel selbst.

Endlich raus aus dem Homeoffice, neue Orte entdecken und mich von neuen Eindrücken inspirieren lassen – während es mir Zuhause oftmals schwer fällt, wirklich Feierabend zu machen, den Laptop zuzuklappen und nicht um 22 Uhr ein letztes Mal meine Mails zu checken, erhoffe ich mir durch das Arbeiten außerhalb meines gewohnten Alltags eine gesündere Balance zwischen Business und Freizeit etablieren zu können.

Ich persönlich sammele beim Reisen meist nicht nur Erfahrungen, sondern tanke vor allem jede Menge Energie. Meine Kreativität und auch Motivation steigen, sobald ich an Orten bin, die meinen Alltag in den Schatten stellen. Eine Workation scheint für mich so ein idealer Ansatz zu sein, um mein Fernweh zu stillen und trotzdem meinen Arbeitsalltag leben zu können. Gelingt es mir in dieser Zeit sowohl inspiriert, entspannt aber auch produktiv zu sein, profitiert von der Workation bestenfalls nicht nur mein Wohlbefinden, sondern am Ende auch mein Business.

So haben wir unsere Workation geplant

Der Wunsch schwebte bereits lange Zeit in unseren Köpfen, konkrete Pläne oder ein Reiseziel, das wir auch mit unserem Hund gut erreichen können, hatten wir zunächst aber noch nicht vor Augen. Als wir im vergangenen Herbst eine zehntägige Van-Reise durch Nordfrankreich gemacht haben, bei der unser Blick immer wieder über den Ärmelkanal Richtung englische Küste schweifen konnte, stand für uns bald fest, dass wir auch dort unbedingt einige Zeit verbringen wollen. Von Münster bis Calais sind es lediglich viereinhalb Autostunden und mit dem Euroshuttle erreicht man von dort aus schon nach einer guten halben Stunde England. Ideale Voraussetzungen also für unsere erste Workation mit unserem Hund Paul.

Nicht zuletzt auf Grund der guten Erreichbarkeit stand England als Reiseziel also fest. Ebenso wichtig wie der Ort ist uns beiden auf Reisen aber auch die Unterkunft selbst. Wir entdecken wahnsinnig gern Räumlichkeiten, die ein bisschen besonders sind – sei es auf Grund ihrer Lage, ihrer Architektur oder Einrichtung – und die so etwas mehr Charme bieten, als Hotelzimmer oder klassische Ferienwohnungen. Um mit etwas Glück eine solche Unterkunft für unsere Workation in England zu finden, wollten wir in Bezug auf die Region zunächst offen bleiben.

Unsere Unterkunft in Cornwall

Als ich im November über das englische Reiseportal Kip Hideaways stolperte, war das ein nahezu perfekter Zufall. Auf Kip findet man kleine, ganz besondere Ferienunterkünfte in der UK, die man gegen einen Mitgliedsbeitrag von jährlich 19 GBP ohne zusätzliche Buchungsgebühren direkt bei den Hausbesitzer:innen buchen kann. Die kuratierte Auswahl ist so traumhaft, dass wir nach kurzer Zeit zwei Favoriten in der engeren Auswahl hatten. Beide Häuser befanden sich in Cornwall, waren tierfreundlich und entsprachen auch auf den zweiten Blick unseren Vorstellungen, so dass wir uns Angebote einholten und vergleichen konnten.

Entschieden haben wir uns letztendlich für das Wyndward Cornwall und haben diese Wahl zu keinem Zeitpunkt bereut. Das kleine renovierte Haus, ganz in der Nähe von Hayle und St Ives, liegt nur 15 Gehminuten entfernt vom Strand und grenzt an ein Naturreservat mit einer beeindruckend schönen Dünenlandschaft. Ein kleiner Einblick in unser Cornwall-Hideaway folgt bald.

Die Dauer Unserer Workation – Die Zeit vergeht wie im fluge

Cornwall und vor allem unsere Unterkunft ganz in der Nähe der kleinen und wie sich herausstellte ganz bezaubernden Kleinstadt Hayle, die noch so etwas wie ein Geheimtipp ist, befinden sich ganz im Südwesten Englands. Vom Eurotunnel in Folkestone bis zu unserem Ziel sind es also noch einmal fünf bis sechs Stunden Fahrtzeit, bei der man Südengland von Ost nach West komplett durchquert. Viel zu schade, so weit zu fahren, ohne noch mehr der Gegend zu entdecken.

Darum entschieden wir uns zunächst, drei Wochen im Wyndward Cornwall zu bleiben und unsere Workation mit einem sechstägigen Südengland-Roadtrip zurück Richtung Folkestone abzurunden. Die rund 550 Kilometer teilten wir dabei in drei Etappen auf und besuchten so die Cotswolds und verbrachten zwei Tage in Brighton, bevor wir den letzten Tag vor unserer Abreise in Folkestone genossen.

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Workation in Cornwall?

Da Cornwall bei Brit:innen wie auch international ein beliebtes Reiseziel ist, sind die Kosten gerade im Sommer und in Ferienzeiten sehr hoch. Uns wurde also sehr schnell klar, dass wir uns von unserer ursprünglichen Idee einer Workation im April oder Mai verabschieden müssen. Da Sommer und Ferien aber auch Menschenmassen mit sich bringen, erschien uns die Nebensaison sowieso ein guter Kompromiss zu sein. Und tatsächlich konnten wir uns im März über fast menschenleere Strände, staufreie Straßen und nicht zu überlaufene Innenstädte und verschlafene Küstenorte freuen.

Workation in England. Arbeiten im Garten mit Palmen und Sonnenschein. Laptop, Kaffeetasse und Buch auf Gartentisch.

Natürlich bietet das Wetter im März eher selten sommerliche Temperaturen und auch wenn es für meinen Geschmack etwas zu viel Regen gab, konnten wir einige wunderbar sonnig warme Tage genießen. Auf Grund der Nähe zum Golfstrom, bleiben in Cornwall selbst im Winter die Temperaturen angenehm mild und fallen selten unter den Gefrierpunkt. Doch nicht nur das für England attraktive Klima spricht für eine Workation in Cornwall.

5 Gründe warum Cornwall für eine Workation perfekt ist

Ob Urlaub oder Alltag – während unseres dreiwöchigen Aufenthaltes haben wir uns in Cornwall rundum wohlgefühlt. Und das klingt fast nach einer Untertreibung. Hier sind ein paar der Gründe, warum die Gegend für unsere Workation nahezu perfekt war:

1. Traumhafte Küsten und Strände

Schon während meiner Recherchen habe ich mich in die besondere Landschaft von Cornwall verliebt. Das klare, türkisfarbene Wasser und die endlos weiten Sandstrände erinnern eher an die Karibik als an England und haben uns vor Ort, selbst bei grauem Himmel oder Regen, absolut umgehauen. Cornwall bietet mehr als 1.000 Kilometer Küste und es ist dabei völlig egal, welchen Strand oder welche Bucht man besucht, jeder Abschnitt ist atemberaubend schön und besonders.

Cornwall Küste und Strand

Die Temperaturen waren im März wirklich angenehm und wir haben fast jeden Tag einen Abstecher zum Strand machen können. Vor jedem Ausflug sollte man allerdings unbedingt die Gezeiten checken, denn wo bei Ebbe lange Sandstrände zum Spaziergang einladen, versinken bei Flut kleine Buchten und Felsen unter den Wellen. Hier genießt man lieber den Ausblick aufs Meer von einer der dramatischen Felswände oder streift durch die mit Gräsern, Farnen und Sand bedeckten Dünen.

2. Es gibt unendlich viel zu entdecken

Selbst drei Wochen waren nicht genug, um all unsere zuvor geschmiedeten Pläne für Cornwall umzusetzen. Neben den malerischen Küstenlandschaften, an denen man sich wohl niemals satt sieht, gibt es in ganz Cornwall jede Menge zu unternehmen. Der Feierabend und die Wochenenden waren somit schnell verplant: Den Tag bei Cider und veganem Burger im Pub ausklingen lassen, sich Cream Tea im Café servieren lassen, Muscheln sammeln, Seehunde beobachten oder historische Schlösser, Burgen und Bauten bewundern.

Ausflug nach St Ives Überblick über den Strand und die Stadt

Zudem laden viele kleine, oftmals durch Kunst und Kultur geprägte Küstenorte – darunter St Ives, Mousehoule oder Penzance – und auch einige spannende Städte zu Ausflügen ein. Meine Highlights werde ich bald in einem kleinen Travelguide zusammenstellen.

Workation Cornwall Ausflug nach St Ives

3. Vegane Vielfalt

Gutes Essen macht nicht nur anstrengende Arbeitstage erträglicher, sondern versüßt mir auch entspannte Urlaubstage. Im heimischen Alltag ist vegane Ernährung für uns längst keine Herausforderung mehr, doch auf Reisen kann das manchmal ganz anders sein – oh, Frankreich.

Egal, ob im angesagten Café in der Stadt oder gemütlichen Pub mitten im Nirgendwo – vegane Alternativen finden sich in Cornwall überall. Viele Restaurants bieten sogar separate Speisekarten für vegetarische und vegane Gerichte und auch britische Klassiker wie cream tea oder das english breakfast finden hier ihre veganen Pendants oder können entsprechend angepasst werden.

Die Liste meiner Lieblingscafés und -restaurants in Cornwall ist dementsprechend lang. Doch nicht nur vegetarische und vegane Ernährung ist in Cornwall einfach zu finden. Auch Menschen mit Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten stoßen hier grundsätzlich auf Verständnis. Allergene oder laktose- und glutenfreie Gerichte sind auf den meisten Menüs als solche gekennzeichnet oder können einfach bei der Bedienung erfragt werden.

4. Workation mit Hund? Kein Problem, denn Cornwall ist hundefreundlich

Wer eine Workation mit Hund plant, ist in Cornwall bestens aufgehoben. Die Engländer:innen sind wahnsinnig hundefreundlich, so dass Paul in den meisten Cafés, Restaurants und Boutiquen willkommen war. Und auch die Natur und unzähligen Strände laden zu ausgedehnten Spaziergängen und Wanderungen ein, bei denen Hunde ohne Probleme auch ohne Leine laufen können.

Hund am Strand in Cornwall

Viele Strände sind in der Hauptsaison – von Mai bis September – allerdings für Hunde nicht zugänglich. Auch aus diesem Grund ist die Nebensaison ein perfekter Zeitpunkt für unsere Cornwall Workation gewesen.

5. SprachKenntnisse

Zu guter letzt soll auch dieser, für uns durchaus wichtige Aspekt nicht ungenannt bleiben. Natürlich kann es auf Reisen manchmal spannend sein, neue Sprachen zu lernen, bestehende Kenntnisse weiter auszubauen oder sich kreativ mit Händen und Füßen zu verständigen. Eine Workation ist allerdings mehr als ein kurzer Urlaub oder flüchtiger Aufenthalt an einem attraktiven Reiseziel. Vier Wochen (oder bestenfalls noch längere Zeiträume) bieten eine gute Gelegenheit, um an einem Ort richtig anzukommen, tiefer in die Kultur einzutauchen und sich mit Menschen vor Ort zu verbinden. Solide Sprachkenntnisse sind dabei natürlich ein absoluter Vorteil, der zumindest für uns eine wichtige Rolle spielt(e).

Sowohl Steffen als auch ich sprechen fließend und vor allem wahnsinnig gerne Englisch. Wir haben es dementsprechend sehr genossen, täglich von der Sprache umgeben zu sein und waren froh, ohne Probleme auch telefonisch Essen bestellen zu können, uns mit dem Handwerker, der während unseres Aufenthaltes kleine Reparaturen vornehmen musste, verständigen zu können oder nette Unterhaltungen mit Cafébesitzer:innen führen zu können.

Inspiration, neue Ideen und Motivation – Cornwall war nicht die letzte Workation

Die Zeit unserer Workation in Cornwall verging wie im Fluge und damit definitiv zu schnell. Wir haben uns beide in unserem neuen Zuhause auf Zeit von Anfang an rundum wohlgefühlt und schnell einen ebenso aktiven wie entspannten Alltag für uns entwickelt. Die vielen neuen Impressionen haben nicht nur dafür gesorgt, dass ich meine Freizeit viel bewusster gestalten konnte, sondern auch meine tägliche Arbeit positiv beeinflusst. All die neu gewonnene Inspiration brachte für mich eben auch jede Menge neue Ideen und einen ordentlichen Motivationsschub mit sich.

Gleichzeitig konnte ich in dieser Zeit feststellen, dass es für mich eine Weile dauert, bis fokussiertes Arbeiten in einer unbekannten Umgebung für mich möglich ist. Ich musste mich eben doch erst einmal ausreichend orientieren, die Umgebung kennenlernen und das Gefühl abschütteln, etwas verpassen zu können. Zukünftige Workations – es wird mit Sicherheit welche geben – müssten für mich daher idealerweise einen noch längeren Zeitraum umfassen.

Ich kann nicht genau sagen, ob es die malerische Landschaft, die dramatische Küste, das türkisfarbene Meer, die freundlichen Menschen oder all die Dinge in Kombination waren, die unsere Workation in Cornwall so besonders gemacht haben, aber es war insgesamt eine unvergessliche Zeit und wunderbare Erfahrung.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Irmgard Bröskamp

    How, der Bericht ist super 👍

  2. Carmen

    Ganz herzlichen Dank für diese wundervollen Einsichten und Tipps!!!

    1. Ilka

      Vielen Dank, liebe Carmen. Es freut mich sehr, dass dir die Tipps gefallen. 🙂

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