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Vegetarisch essen in Cornwall – eine kulinarische Reise

Fish & Chips, Sunday Roast und Cornish Pasties – rundum umgeben von Wasser, ist Cornwall kulinarisch ohne Zweifel durch frische Fischspezialitäten geprägt und sonntags laden die unzähligen gemütlichen Pubs zu geschmortem und gebratenem Fleisch angerichtet mit deftiger Soße, Kartoffeln und Gemüse. Doch auch wer vegetarisches oder gar veganes Essen sucht, wird in Cornwall schnell fündig. In den vier Wochen, die wir ganz im Südwesten Englands verbrachten, haben wir so manch neues Lieblingsgericht für uns entdeckt.

Vegan Sausage und Avocado Brioche to go von Duckies

Direkt bei unserer Ankunft in Hayle war uns das kleine Haus mit bunt gestrichener Fassade gleich um die Ecke des Hauptbahnhofs aufgefallen. Doch ein bisschen mussten wir uns gedulden, bis wir das vegetarisch-vegane Menü von Duckies probieren konnten, denn Anfang März 2023 befand sich das Café noch in den letzten Zügen seines Umbaus.

Dass sich das Warten mehr als gelohnt hat, konnten wir etwa 2 Wochen später bei saftigem Avocado-Brioche, knackigen veganen Würstchen und herzhaft gebratenen Champignons feststellen. Die Full Vegan Breakfast Box plus extra Hash Brown hat sich zu einem unserer Lunch-Favoriten entwickelt, die wir auch am Tag vor unserer Abreise ein letztes Mal am Takeaway-Window wehmütig entgegengenommen haben.

Entschleunigte Nachmittage im Sunshine Cafe and Yoga

Frischer Kaffeeduft und ein freundliches Lächeln der Mitarbeiterin am Tresen begrüßen uns, als wir die Tür zum Sunshine Cafe in Penryn öffnen. Wie in Cornwall üblich, ist auch hier unser Hund willkommen. Ich hatte das Café mit integriertem Yoga-Studio einige Wochen zuvor auf Instagram entdeckt. Zum Glück, denn zufällig wären wir hier wohl eher nicht gelandet. Das weiß verputzte Gebäude, bemalt mit einer in fröhlichem Gelb strahlenden Sonne und „Sunshine“-Schriftzug, lacht einem zwar bereits von der Straße aus entgegen, liegt aber etwas versteckt in einem Wohngebiet in Hafennähe.

Wir kommen zur Nachmittagszeit und haben Schwierigkeiten, uns bei der veganen Auswahl für nur zwei Kuchenstücke zu entscheiden. Hohe, holzvertäfelte Wände, schummriges Licht, ruhige Musik und gedämpfte Unterhaltungen an den Nachbartischen tauchen uns in eine fast schon meditative Atmosphäre. Die gläsernen Mondphasen an der großen Holzschiebetür hinter unserem Tisch erinnern mich, dass ich beim nächsten Besuch unbedingt meine Yogamatte einpacken sollte.

Echtes Handwerk: herzhafte Cornish Pasties von Philps Bakery

Nicht nur am Wochenende bilden sich zur Mittagszeit immer länger werdende Menschenschlangen vor den Türen der kleinen Philps Bakery direkt am Hafen von Hayle. Jeden Morgen backen in den Öfen des familiengeführten Unternehmens frische, herzhaft gefüllte Pasteten – Cornish Pasties. Traditionell ein Essen für Fischer, Bauern und Minenarbeiter, die während ihrer Arbeit eine unkomplizierte, sättigende und einfach zu erwärmende Mahlzeit benötigten, sind die Cornish Pasties auch heute noch ein beliebtes Gericht der Küche Cornwalls.

So schlicht die Teigtaschen von außen aussehen, umso vielfältiger sind sie gefüllt: von Rindfleisch und Fisch, über Kartoffeln, Karotten, Käse und Zwiebeln, stets gewürzt mit jeder Menge Salz und Pfeffer. Bei Philps kann man zwischen zwei unterschiedlichen Größen wählen – eine tolle Möglichkeit, um sich durch die vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen zu probieren.

Frisch vom Hof: Traviskis Farm

Vom Gemüseacker in die Gewächshäuser, rüber zum Hühnerstall und schnell noch den Farmshop durchstöbern, bevor es im Restaurant zu Tisch geht – wer durch Cornwall reist wird schnell feststellen, dass Farm-to-Table-Konzepte hier längst Alltag sind. Und so werden auch bei Trevaskis Farm Gerichte aus selbst produzierten Zutaten serviert, die nicht nur durch einen geringen CO2-Abdruck, sondern auch geschmacklich überzeugen.

Leider sind Hunde weder im Shop noch im Restaurant erlaubt. Wir wollten uns die veganen Beyond-Burger, das frische Wok-Gemüse und Nudelgerichte dennoch nicht entgehen lassen und waren für die Takeaway-Option sehr dankbar. Aber Achtung: Die Portionen sind so großzügig, dass die einzelnen Gerichte locker für zwei Personen, oder zwei Mahlzeiten ausreichen.

Eine weitere Farm-Shop-Empfehlung in Hayle, die wir leider erst spät entdeckt haben, ist Richards of Cornwall. Hier findet man neben Hoferzeugnissen auch viele frische (Tief-)Kühlgerichte, die schnell Zuhause zubereitet werden können. Für unsere Homeoffice Mittagspausen während unserer Workation war das ein praktisches Angebot.

Asiatische Fusion Küche im Sushea in Newquay

Das Sushea in Newquay ist zwar winzig, die Auswahl auf der Speisekarte dafür umso größer: Ramen, Udon, Poke Bowls, Bao Buns, Gyozas und natürlich Sushi in allen denkbaren Variationen – auch vegetarisch und vegan. Da fiel es uns nicht schwer, über die eher kühle Atmosphäre des Restaurants hinwegzusehen. Zumindest an ohnehin schon sehr grauen Wintertagen versprühen die verputzten Steinwände, der dunkel geflieste Boden und das insgesamt eher schlichte Interieur nicht gerade Wärme und Gemütlichkeit.

Die üppig mit frischem Gemüse, sämigen Nudeln und würziger Brühe gefüllte Ramen-Bowl und die freundliche Bedienung trösten darüber aber schnell hinweg. Und ich bin mir sicher, die Atmosphäre im und an einem der vielen Tische draußen vor dem Lokal, sind im Sommer schon wieder eine ganz andere. Dann lohnt es sich vermutlich auch umso mehr, die wirklich abwechslungsreiche Getränkeauswahl voll auszukosten.

Vegan Cream Tea im Honey Pot in Penzance

Was wäre eine Reise nach England ohne typische Tea Time? Im Südwesten kommen wir in den Cafés die wir besuchen am Cornish Cream Tea unmöglich vorbei – und das wollen wir auch gar nicht: Ein Kännchen Schwarztee mit Milch und dazu ofenwarme Scones – ein fluffiges Gebäck irgendwo zwischen Brötchen und Kuchen – die mit Clotted Cream und Erdbeerkonfitüre bestrichen werden, sorgen selbst an grauen, verregneten Märznachmittagen für gute Laune.

Im gemütlichen Honey Pot Café in Penzance finden wir sogar die vegane Variante des klassischen Cream Tea, die mit Hafermilch und Clotted Cream auf Kokosbasis serviert wird. Die Frage „Clotted Cream auf oder unter die Marmelade?“ wurde auch bei uns am Tisch rege diskutiert. Antwort gibt letztendlich die Region, denn nicht ohne Grund spricht man von Cornish oder Devon Cream Tea.

Wer in Cornwall irritierten Blicken aus dem Weg gehen möchte, streicht zuerst Marmelade auf den Scone und toppt diese mit der Clotted Cream. Ausprobiert haben wir natürlich trotzdem beide Varianten, ohne einen klaren Favoriten ausmachen zu können.

Flour Power: Mobile Pizza auf Bestellung

Ein kurzer Anruf genügt, um am Abend genüsslich in die wohl leckerste Pizza Cornwalls beißen zu können. Ob klassisch Margherita (und seien wir ehrlich, hieran bemisst sich die wahre Klasse einer guten Pizza) oder etwas experimentierfreudiger mit Grünkohl, Kürbis oder Kartoffeln – Rebecca und Simon verstehen ihr Handwerk und backen in ihren bunten Vans Pizza, die nicht nur wahnsinnig lecker, sondern auch so gesund, regional und saisonal wie möglich zubereitet ist.

Es lohnt sich also, hier zu checken, wo die Vans von Flour Power Pizza Parlour von mittwochs bis samstags unterwegs sind. Bestellen und essen könnt ihr natürlich auch vor Ort, solltet dann aber auch ein bisschen mehr Zeit mitbringen, denn die Pizzen sind beliebt und der Ofen durchgehend besetzt. Und keine Angst, dass eure Pizza beim Transport abkühlt. Ihr könnt sie ganz einfach Zuhause im Ofen kurz erneut erhitzen, die Mitarbeiter:innen im Van berücksichtigen das bei der Backzeit eurer Pizza.

Last but not least: English Breakfast und nette Gespräche bei Feed in Hayle

Läuft man durch Hayles Stadtzentrum, taucht fast schon unscheinbar ein kleines Häuschen vor der Old Foundry Chapel auf. „FEED“ steht in großen Buchstaben auf dem spitz zulaufenden Dach. Darunter eine Fensterfront und große Menü-Tafeln, die nur erahnen lassen, was im Inneren des Häuschens frisch zubereitet wird.

Auch wenn das charmante Café mit seinen aufgeschlossenen Mitarbeiter:innen vor kurzem leider vorerst seine Türen geschlossen hat, darf es in dieser Liste nicht fehlen. Denn nicht nur einmal sind wir mit der vegetarischen Breakfast Box und einem Becher frisch gebrühtem Yallah-Coffee in den Tag gestartet. Und ohne die netten Gespräche mit den Mitarbeitenden hätten wir vielleicht nie die Seelöwen in der Mutton Cove entdeckt, oder erfahren, für welche Ausflugsziele unsere begrenzte Zeit in Cornwall womöglich viel zu schade ist. Wer weiß, mit ein bisschen Glück können wir bei unserem nächsten Besuch in Cornwall wieder eine Bestellung bei Feed aufgeben.

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