Jährlich ziehen im Schnitt 60 neue Teile in deutsche Kleiderschränke. Immer schneller wechselnde Trends und kostengünstige Ware sorgen also vor allem für Kurzlebigkeit in unseren Garderoben. So bleiben getragene Schuhe, Oberteile oder Hosen laut einer Greenpeace-Umfrage oft nicht länger als ein Jahr bei uns. Ob Fast Fashion, faire Mode oder Second Hand, wirklich (umwelt)bewusst ist unser Modekonsum nur dann, wenn wir auch die Lebensdauer unserer Kleidung verlängern. Schließlich endet Nachhaltigkeit bei weitem nicht mit dem Zahlungsbeleg.
Aber wer trägt schon gern ausgeleierte Jeans, kratzige Pullover und verwaschene Shirts? Mode soll eben auch Spaß machen und sich gut anfühlen. Dabei können wir selbst aber einiges dafür tun, um möglichst lange Freude an unseren Lieblingsteilen zu behalten.
Tipps, mit denen wir unsere Kleidung nachhaltig pflegen
Mit der richtigen Pflege unserer Kleidung entschleunigen wir unseren Modekonsum und nehmen gleichzeitig positiven Einfluss auf unsere Umwelt sowie unseren Kontostand.
1. Kleidung richtig aufbewahren
Ausgeleierte Strickteile, unangenehme Gerüche, oder mottenzerfressene Wollpullover – auch die Aufbewahrung unserer Kleidung beeinflusst ihre Lebensdauer. Die Vorstellung, dass wir unsere Lieblingsteile schonen, so lange sie nicht in Gebrauch sind, ist tatsächlich nicht ganz richtig. Denn selbst wenn wir Kleidung nicht tragen, können wir sie unnötig strapazieren. Wie aber lagern wir unsere Kleidung richtig? Grundsätzlich gilt:
- Strickkleidung lieber zusammenrollen oder -falten und in den Schrank legen, statt sie aufzuhängen. Sie droht sonst deutlich schneller ihre Form zu verlieren.
- Blusen und Stoffe, die schnell knittern (also vor allem Leinen, Seide oder Tencel), aufhängen. Holz- und gepolsterte Bügel schonen dabei gerade feines Material. Metallbügel hinterlassen häufig Druckstellen.
- Duftsäckchen oder Seifenstücke – vor allem aus Lavendel – schützen vor Motten und Ungeziefer. Außerdem duftet eure Kleidung frisch, auch wenn sie mal länger im Schrank liegt.
- Kleidung nicht direkt in die Sonne hängen, da so die Farben schnell ausbleichen können.
2. Kleidung bewusster waschen
Der Wollpullover im Mini-Format oder das einst weiße T-Shirt in nun zartem Rosa – Waschunfälle kennen wir wohl alle und nicht immer lassen sie sich komplett vermeiden. Dennoch ist es ratsam, die Pflegehinweise auf den Etiketten zu beachten, bevor getragene Kleidung den Weg in die Waschmaschine findet. Um Stoffe bestmöglich zu schonen, eignen sich vor allem Feinwaschgänge bei niedrigen Temperaturen. Gerüche und selbst Flecken – insbesondere wenn sie vorbehandelt sind – lassen sich auch bei 20 oder 30 Grad entfernen.
Gleichzeitig neigen wir meist dazu, unsere Kleidung zu häufig zu waschen. Textilien und Fasern – ganz besonders Wolle – werden bei jedem Waschgang belastet. Hartes, kalkhaltiges Wasser trägt zusätzlich dazu bei, dass Stoffe nicht ewig flauschig bleiben. Sind Kleidungsstücke noch frei von Flecken und unangenehmen Gerüchen, müssen sie nicht nach ein- oder zweimal tragen direkt in die Wäsche wandern. Ausgiebiges Auslüften an der frischen Luft oder der heiße Dampf eines Steamers können einen Waschgang durchaus ersetzen, ohne dass wir unsere Hygienestandards senken müssen.
3. Steamen statt Bügeln
Vor rund zwei Jahren wollte auch ich unbedingt wissen, was hinter dem Steamer-Hype steckt und was soll ich sagen – das Bügeleisen ist seitdem ganz hinten im Schrank verschwunden. Falten entfernen beide Geräte zuverlässig. Der heiße Wasserdampf des Steamers hebt und weitet die Textilfasern, anstatt diese wie beim Bügeln platt zu drücken. Das Steamen ist somit, auch wenn es meist etwas mehr Geduld und zu Beginn ein wenig Übung erfordert, die sanftere und schonendere Variante zur Pflege unserer Kleidungsstücke.
Da kein direkter Kontakt zwischen dem heißen Steamer und den Textilien besteht, laufen wir außerdem nicht Gefahr, diese durch Brandflecken zu beschädigen. Wie bereits erwähnt, hat heißer Dampf zudem eine desinfizierende Wirkung und kann bei gründlicher Anwendung einen Waschgang ersetzen.
4. ALTER Kleidung neuen Glanz verleihen
Und wo wir schon bei angesagten Pflege-Gadgets sind: Auch auf meinen elektrischen Fusselrasierer möchte ich auf keinen Fall mehr verzichten. Pilling, Fusseln und kleine Knoten an Mänteln, Pullovern und anderen Kleidungsstücken lassen sich mit den extrem scharfen und feinen Rasierklingen auf Knopfdruck ganz leicht entfernen. Selbst alte, vielgetragene Teile sehen so schnell wieder aus wie neu. Wichtig ist nur, ganz sauber und vorsichtig zu arbeiten. Am besten breitet man dazu das Kleidungsstück glatt auf einer festen, ebenen Unterlage aus. Ohne Druck auszuüben gleitet man dann mit dem Rasierer sanft über die Stellen, die man ausbessern möchte. Drückt man zu fest, können Löcher entstehen.
Wer lieber analog arbeiten möchte, kann auch zu einer einfachen Fussel- oder Wollbürste greifen. Nur auf Klebstreifen solltest du lieber verzichten. Die hinterlassen nicht nur jede Menge Müll, sondern können klebrige Rückstände und Materialschäden, insbesondere bei feinen Textilien, verursachen.
5. Kleidungsstücke reparieren oder anpassen (lassen)
Kleine Löcher, aufgeribbelte Nähte oder ein zu weiter Bund – nicht alles, was auf den ersten Blick unperfekt erscheint, muss direkt aussortiert werden. Reparaturen und Anpassungen können die Lebensdauer unserer Kleidung locker um ein paar Jahre verlängern. Und das dürfte doch gerade in Bezug auf unsere Lieblingsstücke eine ziemlich gute Nachricht sein.
6. Auf Qualität setzen
Natürlich können wir Kleidung reparieren, darauf achten, sie richtig zu waschen und im Alltag schonend mit ihr umgehen. All das gelingt aber deutlich besser, wenn Stoffe und Verarbeitung hochwertig sind. Grundvoraussetzung für eine möglichst lange Lebensdauer unserer Kleidung ist letztendlich also immer auch die Qualität. Wenn wir bereits beim Kauf – ob neu oder Second Hand – auf gute Materialien achten und in hochwertige (nicht notwendigerweise hochpreisige) Teile investieren, sparen wir uns meist langfristig jede Menge Ärger und am Ende auch noch Geld.
Entschleunigter Konsum statt Kurzlebigkeit
Unsere Kleidung lange, aber vor allem auch mit Freude zu tragen und sie so möglichst dauerhaft im Kreislauf zu belassen, ist ein zentraler Aspekt der Slow Fashion Bewegung und ein erster, einfacher Schritt zu einer umweltfreundlicheren Garderobe. Indem wir die Lebensdauer unserer Kleidung bewusst verlängern, entschleunigt sich meist auch unser Modekonsum. Denn brauchen wir weniger, führt das idealerweise dazu, auch weniger zu kaufen.